Bye bye Hotel Mama:
In 6 Schritten raus von zuhaus
Junge Schwed:innen verlassen ihr Elternhaus durchschnittlich bereits mit 19 Jahren. Die Österreich:innen haben es nicht ganz so eilig: Statistisch gesehen ziehen Söhne erst mit 26 aus dem „Hotel Mama“ aus, Töchter zwei Jahre früher. Doch natürlich gibt es auch bei uns Frühstarter:innen, die es gar nicht erwarten können, auf eigenen Beinen zu stehen. Was müssen Ausziehwillige beachten? Wir zeichnen dir den Weg ins unabhängige Wohnen in sechs Schritten vor.
Schritt 1: Der richtige Zeitpunkt
Du erwartest jetzt eine Zahl? Sorry, die gibt es nicht. Klar ist aber: Willst du schon vor deinem 18. Geburtstag raus von zuhaus, brauchst du im Normalfall die Einwilligung deiner Eltern. Wahrscheinlich etwas mehr als die Einwilligung, denn finanziell kannst du zu dem Zeitpunkt vermutlich noch keine ganz großen Sprünge machen.
Das liebe Geld ist wohl DAS Hauptkriterium beim Ausziehen. Prinzipiell sind Eltern zwar unterhaltspflichtig, solange sich ihre Kinder ihr Leben nicht selbst leisten können. Aber was hat das dann mit Selbstständigkeit zu tun?! Besser also, du hast ein eigenes Einkommen und kannst zur eigenen Wohnung wenigstens etwas beitragen. Dein Startvorteil als (Installateur-)Lehrling: Du verdienst von Anfang an Geld. Im dritten Lehrjahr sind es bereits 16.868 Euro brutto.
Der Rest ist eine Rechenaufgabe: Was verdienst du im Monat? Was gibst du aus? Und wo könntest du dich eventuell einschränken? Wenn unter dem Strich genug übrigbleibt, bist du bereit für den zweiten Schritt …
Schritt 2: Die Qual der Wahl
Na klar, eine eigene Wohnung ist reizvoll. Ruhe, Freiraum und niemand, mit dem man auskommen muss. Viele ziehen zunächst trotzdem eine WG oder ein Wohnheim vor. Das hat nicht nur finanzielle Gründe.
Gerade gesellige Menschen tun sich oft schwer mit dem Alleinsein. In einer Wohngemeinschaft hast du beides: einen Rückzugsraum und soziale Kontakte. Nebenbei teilen die Bewohner:innen alle Kosten und auch die klassischen Haushaltsaufgaben wie putzen und einkaufen untereinander auf. Das Wohnheim ist vor allem für Studierende und Lehrlinge reizvoll, die ihre Ausbildung weit weg von daheim absolvieren. Meist liegt es in der Nähe der Ausbildungsstätte und ist verhältnismäßig günstig.
Welche Wohnform für dich die richtige ist, hängt von deiner Situation ab und welcher Typ Mensch du bist – du hast die Qual der Wahl. Jedenfalls solltest du mit der Suche rechtzeitig beginnen, denn die passende Bleibe findet man nicht von heute auf morgen.
Schritt 3: Der Mietvertrag
Es ist so weit, du hast dein perfektes Zuhause und idealerweise auch schon Umzugshelfer:innen gefunden und musst nur noch die Unterschrift unter deinen ersten Mietvertrag setzen. Nun heißt es allerdings nichts überstürzen und genau lesen! Inhalte, die in keinem seriösen Mietvertrag fehlen dürfen, sind zum Beispiel:
- Vertragsparteien
- Mietobjekt mit Wohnfläche
- Beginn und – bei einer Befristung – Ende des Mietverhältnisses
- Kaution, Miete (inkl. Bedingungen für eine Mieterhöhung) und Betriebskosten
- Hausordnung
Weitere Themen können die Übernahme der bestehenden Ausstattung, die Haustierhaltung oder die Auflistung bestehender Mängel am Mietobjekt sein. Klingt alles sehr juristisch, ist aber enorm wichtig, um spätere Konflikte mit Vermieter:innen oder auch Mitbewohner:innen zu vermeiden. Noch mehr Tipps zum Thema Mietvertrag findest du hier.
Hotel Mama - All inclusive
Schritt 4: Papierkram
Leider fängt der Papierkram mit dem Mietvertrag erst an. Nun musst du dich nämlich entscheiden, ob du deine eigene Wohnung als Haupt- oder Nebenwohnsitz meldest. Wird das Eigenheim dein Hauptwohnsitz, müssen in der Folge wichtige Verträge (Auto, Finanzamt, Sozialversicherung, Handy …) angepasst werden. Einen Meldezettel, den du allerdings ganz einfach downloaden kannst, musst du so oder so ausfüllen und dem Meldeamt zukommen lassen.
Ein weiteres Thema sind Versicherungen. Eine geeignete Haushaltsversicherung schützt dich und eine Wohnung vor Gefahren wie Feuer oder Wasser und ist ein absolutes Muss. Auch eine Haftpflichtversicherung, die Sach-, Personen- oder Vermögensschäden für andere abdeckt, ist sehr empfehlenswert.
Wenn du dann auch noch den für dich günstigsten Stromanbieter gefunden hast und das WLAN läuft (ganz wichtig ;-)), kannst du dich Schritt 5 zuwenden. Obwohl, halt, eines noch: GIS nicht vergessen!
Schritt 5: Die Einrichtung
Im Internet kursieren unzählige Listen mit Dingen, die du in der eigenen Wohnung angeblich oder tatsächlich brauchst. Ein Bett zum Schlafen, ein Küchenblock samt Kochutensilien, ein Tisch und ein Stuhl zum Essen sowie Bad und WC sind die Basics und zum Teil von vornherein vorhanden. Wenn dann noch Kleiderschrank, Kühlschrank und Putzausrüstung dazukommen, sind zumindest die Voraussetzungen für ein sehr bodenständiges Wohnerlebnis gegeben.
Wem das nicht reicht, der sollte von Raum zu Raum gehen und notwendige Investitionen notieren. Meistens schaffen es auf diese Weise grundlegende Werkzeuge, Vorhänge, Lampen, Geschirrspüler, Fernseher, Mikrowelle, und – für viele ganz wichtig – eine Kaffeemaschine ins Eigenheim.
Du merkst aber schon: Es gibt für die Einrichtung nicht die EINE richtige Lösung. Man muss letztlich selber entscheiden, was man zum Leben braucht und was nicht. Überleg dir außerdem, was du schon hast und mitnehmen willst, was in der neuen Wohnung ohnehin keinen Platz hat und was vielleicht schon vor langer Zeit entsorgt gehört hätte. Umziehen bedeutet nämlich auch immer ausmisten.
Schritt 6: Die eigenen 4 Wände
Du hast die ersten fünf Schritte hinter dir? Wunderbar, dann kann ja nichts mehr schiefgehen … fast nichts. Denn nun wartet der Alltag auf dich, den du auch erst mal bewältigen musst. Früher haben dich deine Eltern ermahnt, wenn schmutzige Teller herumgestanden sind oder dein Zimmer unordentlich war, jetzt musst du dich selber an der Nase nehmen – ein Putzplan hilft dabei. Auch (bewusst!) Einkaufen und (selber!) Kochen sind jetzt ganz allein deine Aufgaben. Aber bevor es so weit ist: Eine Einweihungsparty muss sein! 😇
Bleibt zu hoffen, dass es deine Freund:innen bei der Party nicht zu wild treiben. Falls doch: Als Installateur-Lehrling lernst du, vieles in deiner Wohnung selber zu reparieren. Wie du zum Heimwerker-King wirst erfährst du hier.