Viele Jahre galt die Lehre nur als „Plan B“. Für die meisten Eltern war klar: Mein Kind geht mal aufs Gymnasium … und dann studieren … und dann, tja, schauen wir weiter. Diese Einstellung färbte auch auf die Kids ab, die Lehrberufe mit harter Arbeit für wenig Geld verbanden. Dass sich das Bild entscheidend gewandelt hat, dafür sind auch prominente Persönlichkeiten verantwortlich, die mit Lehre Karriere gemacht haben.
Genau genommen gibt es zwei Formen der Karriere mit Lehre. Die einen schließen ihre Berufsausbildung ab und werden anschließend in ganz anderer Rolle bekannt. Die anderen bleiben ihrem Metier treu und feiern hier große Erfolge. Wir präsentieren in diesem Blog-Beitrag Beispiele für beide Varianten.


Bestimme an der Karriere-Kreuzung selbst, wo's langgeht!
Erst die Lehre, dann der Ruhm
1. Heiner Lauterbach
Auch wenn dir der Name nicht sofort etwas sagt, du kennst Heiner Lauterbach bestimmt. Entweder als preisgekrönten Schauspieler, der an über 100 Kino- und Fernsehproduktionen mitgewirkt hat. Oder als Synchronsprecher, der unter anderem Kevin Costner und John Malkovich seine Stimme geliehen hat. Doch er hat auch eine Lehre gemacht und als Installateur ein zweites Standbein.
2. Hermann Maier
Zwei Olympiasiege, drei WM-Goldmedaillen, vier Gesamtweltcup-Triumphe und 54 Weltcup-Einzelsiege hat Hermann Maier in seiner aktiven Skikarriere verbucht. Als schmächtiger Jugendlicher mit chronischen Knieproblemen deutete allerdings noch nichts auf diese Erfolgsserie hin. Wegen Perspektivlosigkeit flog er zwischendurch aus allen ÖSV-Kadern und absolvierte eine Lehre zum Maurer. „Die richtige Entscheidung“, sagte er später in einem Interview.
3. Klaas Heufer-Umlauf
Wenn er von seinem Showpartner Joko Winterscheidt nicht gerade auf eine gefährliche Mission geschickt wird, ist TV-Star Klaas Heufer-Umlauf immer perfekt gestylt. Kein Wunder, denn der Entertainer ist gelernter Friseur und hat auch als Maskenbildner gearbeitet. Seit 2005 steht er vor der Kamera und wurde seitdem mit zahlreichen Comedy- und Fernsehpreisen prämiert.
Mit der Lehre zum Erfolg
1. Jamie Oliver
In gewisser Weise ist der Brite eine Mischung aus Typ A und Typ B. Denn ja, er hat tatsächlich eine klassische Karriere als Koch hinter sich, von der Arbeit im Pub seines Vaters bis zur Hauswirtschaftsschule mit Küchen-Ausbildung. Dass er bei seiner Arbeit seit 1999 gefilmt wird, zahlreiche erfolgreiche Kochbücher veröffentlicht hat und Millionen Menschen auf der ganzen Welt seine Gerichte nachkochen, unterscheidet ihn allerdings von seinen Berufskolleg:innen.
2. Günther Fielmann
„Brille? Fielmann!“ Der Slogan ist für Firmengründer Günther Fielmann Programm, denn er machte – wie sollte es anders sein – eine Lehre zum Optiker. Heute ist Fielmann, übrigens selbst Brillenträger, für 22.631 Mitarbeiter:innen verantwortlich. Sein Unternehmen gilt mit einem Jahresumsatz von 2 Milliarden Euro als Marktführer in Europa.
3. Herbert Wahlmüller
Na gut, ganz so bekannt wie einige der anderen Genannten ist der Oberösterreicher nicht. Doch aufmerksame Leser:innen unseres Blogs kennen ihn, schließlich hat er in einem Interview mit „Jobs der Zukunft“ geschildert, wie er vom Installateur-Lehrling mit beharrlicher Arbeit zum Geschäftsführer aufgestiegen ist. Das Gespräch könnt ihr hier nachlesen.
Es gibt mehr als eine Karriereleiter
Unsere Beispiele zeigen: Es gibt nicht DAS einzig wahre Erfolgsrezept. Einige studieren und haben damit Erfolg, andere absolvieren eine Lehre und wieder andere (auch das geht heutzutage!) machen beides. Manche bleiben ihrem Beruf treu und arbeiten sich hoch, manche entdecken ihre verborgenen Talente. So oder so: Karriere machen beinhaltet das Wort „machen“ – denn ganz ohne geht es garantiert nicht.
Auch du kannst etwas machen, eine Lehre zum Installateur bzw. zur Installateurin nämlich – dazu hätten wir noch einige weitere Tipps und auch gleich die passenden Job-Angebote.
Dass „Karriere mit Lehre“ möglich ist, zeigt uns Herbert Wahlmüller, Geschäftsführer des HSH Installatör-Betriebes „Forstenlechner Installationstechnik GmbH“. Vor 41 Jahren hat er seinen beruflichen Weg als Installateur-Lehrling begonnen und ist nun Geschäftsführer der Abteilung Haustechnik – verantwortlich für knapp 70 MitarbeiterInnen. Wie sein persönlicher Werdegang aussieht und warum „Karriere mit Lehre“ definitiv möglich ist, lest ihr im Interview.
Vom Lehrling zum Geschäftsführer: Wie haben Sie das geschafft?
Mittlerweile bin ich jetzt 41 Jahre in diesem Beruf, und das noch immer mit Leidenschaft. Ich habe damals klassisch mit einer Lehre bei Forstenlechner gestartet und schließlich hier als Monteur gearbeitet. Am Anfang waren wir noch 20 Mitarbeiter, mittlerweile sind es über 140 Angestellte. Da hat sich schon viel getan.
In all den Jahren habe ich diverse Prüfungen absolviert, die mich letztendlich auch zu der Position gebracht haben, in der ich nun bin: Darunter die „Heizungsbau-Gesellenprüfung“, die „Buchhaltungsprüfung“, „Unternehmensprüfung“ und die „Meisterprüfung für Gas- und Wasserleitungsinstallateur“. Schließlich wurde ich zum Projektleiter befördert und bin seit 2011 Teil der Geschäftsführung, genauer gesagt für den Bereich Haustechnik.
Wussten Sie schon immer was Sie einmal werden möchten?
Naja, ich wusste zumindest immer, dass ich etwas Handwerkliches machen möchte. Irgendwas, bei dem ich selber mit meinen eigenen Händen anpacken kann und nicht den ganzen Tag nur rumsitze. Ich hätte es erst mit einer Kochlehre probiert, aber der Installateur-Beruf hat mich dann doch mehr angesprochen. Und ja, ich bin froh, dass ich mich für die Lehre bei Forstenlechner entschieden habe.

„Mach dir ein paar schöne Stunden, fahr zum Kunden.“
Was gefällt Ihnen am besten an Ihrem Job bzw. an der Installateur-Branche?
Was mich wirklich glücklich macht, sind zufriedene Kunden. Bei Forstenlechner haben wir mindestens 30 zufriedene Kunden pro Tag und das ist schon ein gutes Gefühl. Außerdem mag ich die Abwechslung. Auch als Geschäftsführer bin ich nicht rund um die Uhr im Büro. Ich kümmere mich ebenso um die Abwicklung von Baustellen – mit allem was dazu gehört. Denn wie sagt man so schön: „Mach dir ein paar schöne Stunden, fahr zum Kunden.“
Als Geschäftsführer habe ich logischerweise auch einige Mitarbeiter unter mir. Die Zusammenarbeit mit unseren Projektleitern, Monteuren, Lehrlinge etc. macht mir auch sehr viel Spaß. Es ist schön zu sehen, wie sich die Lehrlinge bei uns entwickeln. 90% unserer Projektleiter haben beispielsweise schon mit einer Lehre bei uns begonnen.
Gibt es viele Weiterbildungsmöglichkeiten im Installateur-Beruf?
Ja, definitiv. Dadurch, dass der Job so vielseitig ist, gibt es auch verschiedenste Spezialisierungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Schließlich ist man vom Bodenkanal bis zur Designlampe von Anfang bis Ende mit dabei und braucht handwerkliche Fähigkeiten aus den verschiedensten Bereichen (Tischler, Elektriker, Servicetechniker o.Ä.). Man kann aber auch zum Beispiel die Meisterprüfung machen, die Lehrlingsausbildungsprüfung, Lehre mit Matura oder sich überhaupt einmal selbstständig machen mit seinem eigenen Betrieb. Das ist schon gut.
Außerdem stehen Installateuren auf der ganzen Welt die Türen offen, denn Installateure wird man immer brauchen – egal wo. Ein echter Job mit Zukunft halt.
Warum würden Sie jungen Leuten eine Installateur-Lehre empfehlen?
Wie schon erwähnt, braucht man bei keinem anderen Handwerksberuf ein so breit gefächertes Wissen. Das macht den Job natürlich extrem vielseitig und abwechslungsreich. Und noch dazu kann man dieses Wissen auch gut für private Zwecke nutzen (zum Beispiel wenn man selbst ein Haus baut oder neu in eine Wohnung zieht). Außerdem ist man von Anfang bis Ende eines Projekts auf der Baustelle dabei und sieht direkt was man mit den eigenen Händen geschaffen hat. Das macht schon auch stolz. Mal ganz abgesehen von den sehr guten Verdienstmöglichkeiten in diesem Job.
Welche Voraussetzungen sollte man für die Lehre als Installateur mitbringen?
Zuerst muss man sagen, dass der Beruf sich sehr im Wandel befindet. Der Installateur-Beruf und auch die Lehrlinge an sich genießen mittlerweile – Gott sei Dank – einen sehr hohen Stellenwert. Außerdem kommt es gar nicht mehr so sehr darauf an, wie stark oder groß man ist oder erst recht nicht welches Geschlecht man hat. Grundsätzlich kann jeder in diesem Job erfolgreich werden, solange man Spaß daran hat, sich handwerklich zu betätigen und auch mal mit unterschiedlichen Situationen (Kälte, Wärme, Sauberkeit der Baustellen) umgehen kann. Wenn die betreffende Person dann noch Respekt vor den Vorgesetzten, Ordnung und Pünktlichkeit mitbringt, dann kann das perfekt passen.
Ist „Karriere mit Lehre“ aus Ihrer Sicht also möglich?
Ja, klar. Das zeigen auch unsere sieben Lehrlinge, die mittlerweile als Projektleiter angestellt sind. Oder ein anderer, der mit 25 Jahren schon Servicetechniker ist und sich um die ganzen Inbetriebnahmen kümmert. Mit einer guten Ausbildung, steht einem wirklich die Welt offen.
Vielen Dank für das Interview! Wenn auch du dich für eine Lehre als Installateur interessierst, dann wirf doch einmal einen Blick auf die jobsderzukunft.at Seite und erfahre mehr über die vielen Vorteile des Jobs.